Shakespeare ist der Genius des Dramas. Sein Einfluß auf die dramatische Kunst als Dichtung wie als Theater ist so umfassend, daß alles, was nach ihm entstand und gespielt wird, irgendwie mit seinem Werk in Zusammenhang steht
Alle Regungen der menschlichen Seele bezieht er ein in den Kreis seines Gestaltens. Die Gestalten Shakespeares handeln wie jeder Mensch auch fühlen und handeln würde, nur ist Fühlen und Handeln schärfer umrissen als das der Menschen im gewöhnlichen Leben, da es doch im Blickpunkt des Publikums steht.
Die Charaktere scheinen zu tun, was sie wollen, nicht das was der Dichter will. Sie leben ihr Leben, sie fühlen ihre Schmerzen, sie fühlen ihre Liebe und treiben ihre Späße.
Wenn etwas fremd erscheint an Shakespeares Gestalten, dann liegt das an vierhundert Jahren Abstand, die uns von der Zeit des Dichters trennen. Im Ganzen gesehen aber ist das Werk doch so wirklichkeitsnah und lebendig, wie es seine Zeit gesehen haben muß.
Die Grundelemente für das tragische Drama entstammen der griechischen Tragödie und für die Komödie der griechischen Komödie. Neu ist in ihnen nur die Vermischung des Tragischen mit dem Komischen. Shakespeare zeigt in seinen Stücken, daß Ernst den Spaß nicht ausschließt und umgekehrt, sondern sich ergänzt.