Tragödie in fünf Aufzügen
Ort der Handlung: zuerst in Venedig, später in Zypern
Uraufführung: 1.11.1604
Deutsche Uraufführung: 1625 zu Dresden
Vorbild: italienische Novellensammlung des Giraldi Chintio
Dramenmotiv: Eifersucht (sehr beliebt im Barock)
Hauptpersonen: Der Doge von Venedig
Brabantio, ein Senator
Gratiano und Lodovico, Verwandte des Brabantio
Othello, vornehmer Mohr, venezianischer Feldherr
Cassio, sein Leutnant
Jago, sein Fähnrich
Rodrigo, ein junger Venetianer
Montano, Statthalter von Zypern
Desdemona, Brabantios Tochter und Othellos Frau
Emilia, Jagos Frau
Bianca, Cassios Geliebte
Inhalt: Jago fühlt sich zurückgesetzt. Der Feldherr Othello hat ihm den Leutnant Cassio vorgezogen. Deshalb will sich Jago an Othello rächen. Rodrigo soll ihm dazu als Werkzeug dienen.
Othello hat die Tochter des Senators Brabantio, Desdemona, heimlich zu seiner Frau gemacht. Rodrigo, der um Desdemona geworben hatte, war vom Senator abgewiesen worden. Seine Eifersucht auf Othello wird von Jago dazu benutzt, den Mohren in Verwicklungen zu bringen.
Rodrigo und Jago wecken mit lautem Lärm und höhnenden Worten Brabantio aus dem Schlaf: Othello mache seine Tochter zur Hure. Brabantio bringt empört die Sache vor den Senat. Der Mohr gibt zu, daß er Desdemona liebe und sie heimlich geheiratet habe.
Brabantio ist mit der Wahl seiner Tochter wenig einverstanden. Zwar achtet er in Othello den tüchtigen Feldherrn und treuen Diener Venedigs, aber Rasse und Herkunft scheinen ihm der Tochter eines vornehmen Venezianers nicht würdig zu sein.
Othello muß sofort aufbrechen; denn die Türken bedrohen das venezianische Zypern. Unter dem Schutze seines Fähnrichs Jago läßt Othello Desdemona zurück. Brabantio warnt den Feldherrn:
"Sei wachsam, Mohr, hast Du Augen zu sehn:
Den Vater trog sie, so mags Dir geschehn."
Damit wird der erste Keim des Mißtrauens in Othellos Brust gelegt.
Desdemona reist in Begleitung von Jago und dessen Frau Othello nach. Der Mohr ist noch nicht in Zypern angekommen und so findet sie zunächst Cassio. Der galante Cassio begrüßt Desdemona die Gattin seines Feldherrn und die schöne Frau mit charmanter Höflichkeit. Das gibt Jago Anlaß, ihn in sein Ränkespiel einzubeziehen.
Auch der törichte Rodrigo wird auf die Spur gesetzt. Triebkraft zu Jagos Handeln ist nicht nur die Zurücksetzung durch den Mohren im Dienst, sondern auch Eifersucht; glaubt er doch, Othello habe früher auch um Emilia, Jagos Frau, geworben. Jago verführt Cassio, der keinen Wein verträgt, zum Trinken. Rodrigo und der betrunkene Cassio werden aufeinander gehetzt.
Der Statthalter von Zypern, Montano, der den Streit schlichten will, wird von Cassio schwer verletzt. Jago schlägt Lärm, der den Mohren herbeiruft. Othello ist empört über das Verhalten Cassios und enthebt ihn seines Dienstes. Dem Ernüchterten rät Jago heuchlerisch, durch Desdemona den Feldherrn um Nachsicht zu bitten.
Emilia, die Desdemona als Kammerfrau dient, soll für Cassio die Unterredung mit ihrer Herrin vermitteln. Inzwischen benutzt Jago eine Besichtigung der Außenwerke, den Feldherrn eifersüchtig zu machen. Desdemona verspricht Cassio, sich für ihn bei ihrem Gatten zu einzusetzen. Othello und Jago werden, von Desdemona unbemerkt Zeugen dieser Unterredung.
Desdemona tritt warm für Cassio ein. Othello wird immer mißtrauischer. Mit halben Andeutungen schürt Jago die Eifersucht des Feldherrn, indem er geschickt darauf anspielt, was schon der Vater Brabantio dem scheidenden Feldherrn gesagt hat.
Der unruhig-verstörten Desdemona gegenüber schützt er Kopfschmerzen vor. Desdemona will ihm ein Tuch um die Stirn binden. Dabei verliert sie ein Taschentuch, das ihr erstes Liebespfand vom Mohren war. Emilia findet das Tuch. Jago listet ihr es ab. Es soll als Beweismittel dafür dienen, daß zwischen Cassio und Desdemona enge Beziehungen bestehen.
Die Eifersucht des Mohren wird weiter geschürt. Cassio soll angeblich von Desdemona im Schlaf in verfänglicher Weise gesprochen haben. Auch soll er das Tuch von Desdemona besitzen. Jetzt rast Othello. Aber noch fehlt der Beweis, noch muß sich Othello verstellen. Desdemona bittet nichtsahnend wieder für Cassio.
Othello fragt sie nach dem Tuch. Es soll geheimer Zauber in dem Gewebe stecken. Desdemona erschrickt. Sie weiß, sie hat das Tuch verloren. Um Othello von dem Tuch abzubringen, spricht sie wieder von Cassio. Wütend stürmt Othello hinweg. Die erfahrene Emilia erkennt: Othello ist eifersüchtig!
Desdemona will versuchen, den Gatten zu beruhigen und dann noch einmal für Cassio zu bitten. Bianca erhält von ihrem Geliebtem, Cassio, das Tuch Desdemonas, das ihm Jago zugesteckt hat.
Jago schürt weiter. Vermutungen, Bilder und Vergleiche bringt er vor. Geschickt vermeidet er jede Tatsache. Bei dem arglosen Othello, der Jago blind vertraut, genügt das, um ihn völlig in Raserei zu versetzen. Mit teuflischer Schlauheit verleitet Jago Cassio dazu, vor dem verborgenen Othello über Bianca zu reden.
Aus dem Gespräch muß Othello den Eindruck gewinnen, von Desdemona sei die Rede. Bianca kommt dazu und bringt Cassio das Tuch zurück, dessen Muster sie abzeichnen sollte. Aber sie will nicht; sie mag nicht mit dem Geschenk irgend eines "anderen Schätzchens" zu tun haben. Diese Episode versetzt den Mohren den letzten Stoß.
Der Wendepunkt ist da. Ist der Held Othello bis hierher von Jago getrieben worden, so übernimmt er jetzt selbst das Gesetz des Handelns. Cassio soll sterben, Jago muß ihn beseitigen. Auch Desdemona wird ihr Untreue mit dem Tode büßen. Jago widerrät den Gebrauch von Gift, er solle sie lieber im Bett erdrosseln, demselben Bett, das sie entehrt habe.
Ein Gesandter des Dogen ruft den Feldherrn nach Venedig zurück. Sein Nachfolger als Gouverneur von Zypern wird Cassio. Die nichtsahnende Desdemona verleiht ihrer Freude darüber Ausdruck, hofft sie doch jetzt auf Aussöhnung zwischen dem Leutnant und ihrem Gemahl.
Othello schlägt sie in der Gegenwart des Gesandten und tobt. Lodovico, der Abgesandte des Dogen, fürchtet für den Verstand Othellos. Othello will von Emilia erfahren, was zwischen Desdemona und Cassio vorgegangen sei. Da Emilia ihre Herrin verteidigt und die Unschuld und Treue Desdemonas beteuert, hält Othello sie für eine Kupplerin.
Er quält die Gattin und sich selbst mit Vorwürfen. Jago hetzt Rodrigo wieder auf Cassio. Er soll ihn umbringen. Othello ist jetzt gefährlich ruhig: Desdemona soll ihre Gesellschafterin wegschicken und sich selbst zu Bett begeben.
Rodrigo überfällt, von Jago angestiftet Cassio. Cassio wird verwundet, aber Rodrigo getötet. Geschickt versucht Jago, Bianca die Schuld an dem Überfall auf Cassio zuzuschieben - Othello erdrosselt Desdemona. Emilia, die von dem Überfall des Rodrigo berichten soll, findet ihre sterbende Herrin; deren letzten Worte sind: "Ich sterbe schuldlos"; sich selbst bezichtigt sie der Tat.
Doch Othello bekennt, daß er der Mörder ist und daß Desdemona für ihren Treuebruch mit Cassio habe büßen müssen. Emilia beschimpft den Mohren, klärt ihn auf über das falsche Spiel ihres Mannes und schreit den Mord aus. Der Statthalter von Zypern kommt mit Jago herbei. In seiner Gegenwart versucht Jago, die Vorwürfe seines Weibes zu entkräftigen, aber das Spiel mit dem Tuch wird aufgeklärt.
Jago ersticht seine Frau, damit sie nicht noch mehr verraten kann und entflieht. Othello will ihm nach, um in zu töten, wird aber entwaffnet und festgehalten. Jetzt klagt er an der Bahre Desdemonas um die Tote. Der verwundete Cassio wird gebracht, Jago gefangen vorgeführt.
Bei dem toten Rodrigo hat man einen Brief gefunden, aus dem hervorgeht, daß Jago ihn dazu aufgehetzt hat, Cassio durch Herausforderung beim Feldherrn in Ungnade zu bringen. Jago hat auch gestanden, daß er das Tuch Cassio ins Zimmer geschmuggelt hat. An seiner Schuld ist kein Zweifel mehr.
Othello ersticht sich. Jago wird für sein Verbrechen auf der Folter büßen müssen.